Mittwoch, 9. August 2006
Tag #1 - Achtung: Indische Großfamilien!
Der erste Reisetag.

Nach dem Aufladen der Koffer und dem Verabschieden von der Familie ging es endlich los. Mit England im Sinn und der schweren Reisetasche auf dem Gepäckträger machte ich mich auf den Weg zur Lütten Kleiner S-Bahn. Ich habe es tatsächlich geschafft mich zwischen den vielen Glasscherben und misstrauisch guckenden Leuten (Anmerkung von mir: Meine Fahrradtaschen waren rosa/grün) hindurchzuschlängeln.
20 Minuten später war ich dann auch schon im Rostocker Hauptbahnhof. Nichts wie hin zum Gleis 5! Kurz bevor ich den Fahrstuhl erreiche, drängelt sich eine Gruppe immer noch sehr agiler Rentner vor und ich musste knapp 20 Minuten warten, bis endlich alle oben heil angekommen waren. Als dann auch ich in ganzen Stücken oben war, bemerkte ich, dass ich mehr als eine Stunde zu früh am Bahnhof war.
Kein Problem, dachte ich mir und nahm mir ein Buch zur Hand. Doch da mich eine stetig steigende Angst quälte, dass ich zu spät oder am falsch Gleis warte, musste ich meinen Mp3-Player noch zur Hilfe nehmen. Ich weiß nicht wie ich es überstanden habe, aber nach einer Stunde kamen dann S und K endlich zum Gleis. Aber auch keine Sekunde zu früh. Aus gemacht waren 25 Minuten vor Abfahrt des Zuges und noch fehlten F und A. Wenn ein Mädchen zu einem Jungen sagt, dass er pünktlich sein soll, sollte er auf keinen Fall zu spät kommen, er darf allerdings nicht denken, dass das Mädchen pünktlich oder gar früher kommt, für Damen und Mädchen gelten andere Regeln. Niemand sollte sie dann auf ihre Verspätung ansprechen, dies tat ich auch nicht und so konnte ich mich entspannt zurück lehnen, als der Zug mit 5 Minuten Verspätung losfuhr und wir somit doch noch alle gemeinsam abfahren konnten. Vor der eigentlichen Abfahrt fand natürlich ein riesiges Verbaschiedungs/Nummernaustausch-Fest statt, welches dann durch die Abfahrt des Zuges jäh unterbrochen wurde.
Die Zugfahrt nach Hamburg fing ruhig an. Wir machten die üblichen Scherze und dunkle Geheimnisse von Unbeteiligten wurden gelüftet, die besser ewig verschlossen gebleiben wären.
Nach halber Strecke wurde unsere ausgelassene Stimmung abrupt unterbrochen. Ein Haufen freilaufender Rentner (schon wieder Rentner!) hielten es für nötig, ihre Fahrräder in das Abteil zu quetschen, dass durch unsere 5 Fahrräder schon mehr als gut ausgelastet war. Die Unfreundlichkeit dieser Herrschaften ließ mich schmunzeln und das war auch der Grund weswegenich nicht mitbekam aus welchem Grund A und die Rentner in ein kleines Wortgefecht fielen, rentnerseits wurde sogar mit Schimpfwörtern gehandelt. Im nachhinein habe ich erfahren, dass die Rentner den Rollstuhl einer älteren Dame zugestellt hatten und nicht einsehen wollten, dass dies nicht gerade sinnvoll ist. Als dann noch ein paar Polizisten dazu stießen, war das Gefecht beendet, aber die Stimmung getrübt.
Kurz vor der Ankunft in Hamburg machten wir uns startbereit, um die knapp bemessene Umstiegszeit bestmöglich zu nutzen.
Die Türen sprangen auf und drei der Mädchen stürmten vor, allenvoran S, die ihren Bruder begrüßen wollte und dies auch tat. In dem ganzen Gewusel merkte ich wie mein Fahrrad sich verflüchtigte und somit konnte ich gerade noch rechtzeitig dagegen lenken. F neben mir, tat dies wohl ein wenig zu spät und fiel mit ihrem Fahrrad um, bevor ich ihr helfen konnte, hörte ich K aus der S-Bahn schreien, dass sie wegen ihres schweren Fahrrades nicht aus dem Zug komme.
Als alle Probleme binnen von Sekunden gelöst waren, führte uns S's Bruder zu einem Fahrstuhl am anderen Ende des Bahnhofs, als dieser Fahrstuhl allerdings nicht ganz so existent war, wie wir uns das vorgestellt hatten, musste wir schnellstmöglich zurück zur anderen Seite. Dort angekommen (nachdem noch dreimal irgendwelche Leute, aus irgendwelchen Gründen samt Fahrrad umgefallen waren) sahen wir ein, dass die einzige Möglichkeit eine Etage höher zu kommen, die Rolltreppe ist. Ich schwang mich also hinter einen älteren Mann auf die Rolltreppe mit meinem Fahrrad. Nach ein paar Augenblicken hob sich mein Fahrrad dem Himmel entgegen und ich war sehr dankbar, als der alte Mann vor mir, mich wütend ermahnte, dass ich doch die Bremse betätigen sollte. Zum Glück rettete dies mich in letzter Sekunde. Leider zu spät für F die sich mit ihrem Rad nach hinten fallen ließ, was der schreienden A sehr missfiel. Zum Glück lief alles gut ab und wir hatten einen sehr schönen Ablick wie F und Rad (beide liegend) die Rolltreppe verliesen. K und ich stürmten zum Aufzug, der glücklicherweise aufs Gleis führte, leider passte nur jeweils eine Person in die Kabine. K hatte den Vortritt und fuhr nach unten, um einen Platz für uns zu reservieren. Ich war also als nächstes dran. Endlich in der Kabine fühlte ich mich mit der riesigen Anzahl der Knöpfe überfordert und drückte aufs geradewohl drückte ich einen Knopf. Das war wohl der falsche, denn ich fuhr erst einmal nach oben. Ich war sehr froh, dass niemand mein Fehlverhalten bemerkte oder tadelte und so folgte ich K schnell in den Zug nach Uelzen.
Die Fahrt nach Uelzen war sehr entspannend, dass lang sehr wahrscheinlich daran, da wir uns über unsere Essensvorräte hermachten. S bewarf uns fast mit den Bulletten, die ihre Mutter selbstgemacht hatte und F ging uns mit ihrer Frage "Cookies??" so auf den Keks, dass wir alle Kekse aufaßen. Die Frage nach den Keksen war nicht die Frage des Tages, der Kampf um Platz 1 wäre zwischen "Wann sind wir da?" und"Will jemand noch ein Nimm2?". Wie S uns verraten hatte, wird ihr von Nimm2 immer schlecht und irgendwelche frechen Leute aus unserer Gruppe nutzten das natürlich schamlos aus!
Nach Aussage von A hatten wir in Uelzen eine Stunde Zeit zum Umsteigen. Nach dem Stress in Hamburg kam uns dass alles sehr gelegen. Trotzdem machten wir uns langsam zum Gleis, damit wir uns dort hinsetzten könnten. A wollte mir nicht glauben, dass ich schon einmal in Uelzen war, denn "niemand war je in Uelzen" und F begab sich schon einmal als Erste in den Fahrstuhl (wenigstens Uelzen hat Fahrstühle!). A schaute sich noch einmal den Fahrplan an und berichtete uns, dass wir noch eine Stunde , also bis 17.05 Zeit hätten. Irgendjemand machte sie darauf aufmerksam, dass dies in 6 Minuten sei. Zudem fiel mir auf, dass ich seit einer Minute nicht auf den Fahrstuhlknopf gedrückt habe, und wir somit noch weiter rumtrödelten. Unten angekommen, berichtete ich F, dass wir in 4 Minuten losfahren und sie erzählte mir im Gegenzug, dass der 2. Lift außer Betrieb sei. Wir mussten also unsere schweren Räder eine sehr steile und lange Treppe hinauftragen. Das schafften wir allerdings nur in 2er Gruppen, was eine Gruppe von 20 sportlichen, jungen Männern sehr belustigte und sie gaben uns hilfreiche Hinweise wie: "Die schaffen das nicht bis oben, die machen gleich schlapp". Beim letzten Rad hat dann ein Einarmiger (!) uns geholfen.
Wir schafften es sogar eine Bahnfahr heil zu überstehen, es ist wirklich nichts nennenswertes geschehen, dafür war das Umsteigen in Hannover umso lustiger. Wir begaben uns zu dem nächsten Lift. Wir hatte zwar knapp 20 Minuten Zeit, dennoch wollten wir schnellstmöglich auf unser Gleis. Der Lift war allerdings von 2 Seiten betretbar und so wurden die ersten beiden Liftfahrten von aggresiven Rentnern benutzt. F und K konnten sich einfach nicht durchsetzten und so mussten wir beide Seiten des Lifts versperren, um runter zu gelangen. F und K versuchten zuerst beide in eine Kabine zu passen, doch auch nach endlosem hin und herbewegen gingen die Lifttüren einfach nicht zu. F sah es ein beziehungsweise zwangen wir sie dazu den Lift wieder zu verlassen. Alleine schaffte K natürlich den Lift nach unten zu bugsieren. Ich schaffte es im zweiten Durchlauf F den Platz wegzunehmen und auch S war vor ihr unten. Doch die wirkliche Schwierigkeit wurde uns jetzt geboten. K sprang (soweit es ihr Fahrradgepäck erlaubte) in den nächsten Lift, und konnte so eine alte Dame aus dem Lift drängen. (Das ist jetzt natürlich krass dargestellt, als es war, denn die alte Oma wollte sich neben Anne quetschen, sah aber ein, dass dies wohl unmöglich sei). Anne drückte auf den Knopf nach oben, doch der Lift fuhr natürlich nciht nach oben sondern nach unten. Als Anne endlich wieder nach oben kam hatte sie noch eine indische Großfamilie und eine hysterische Frau in der Kabine, die anscheinend Liftangst hatte und ihr berichtete, dass sie sich wohl demnächst übergeben werde. Dass habe ich natürlich alles erst später erfahren und so konnte ich den Anblick von K genießen, wie sie umringt von indischen Kindern und einer vollschlanken Frau in der Liftkabine langsam eine Würfelartige form annahm.
The same procedur as ever Haltestelle, mussten wir natürlich auch in Paderborn die Fahrräder die Treppen hoch und runterschleppen.

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